Der Grundstein für das neue Amtsgericht ist gelegt

Mit dem Amtsgerichtdirektor Hans-Joachim Berg (Zweiter von links) und dem Justizstaatssekretär Dirk Wendel (Dritter von links) freuen sich (von links) auch die beiden Geschäftsführer der Hammer Bauunternehmung Heckmann, Martin Karnein und Reinhold Gierse, sowie Johannes Keders, Präsident des Oberlandesgerichts Hamm, und Werls Bürgermeister Michael Grossmann.

Um sämtliche Baupläne in die Thermoskanne zu stopfen, würde der Platz in ihr dann doch nicht ganz reichen. Also kam alles aus einen USB-Stick. „Ob der in 170 Jahren noch auslesbar ist, wage ich zu bezweifeln“, amüsiert sich Reinhold Gierse, einer der beiden Geschäftsführer der Baufirma Heckmann. Noch ein paar alte Handschellen dazu, diverse Dokumente, ein paar Münzen sowie die tagesaktuelle Ausgabe des Soester Anzeigers, schon ist der Zylinder voll, und die „Zeitkapsel“ kann eingemauert werden. Wobei die Mauer erst einmal nur Mäuerchen ist, ein Bruchteil der Wand, zu der sie noch ausgebaut wird.

Grundsteinlegung am neuen Amtsgericht: Der Einladung folgten gestern diverse Namen aus Politik und Justiz, allen voran NRW-Justizstaatssekretär Dirk Wendel. „Wir legen heute nicht nur den ersten Stein für ein neues Gebäude, sondern schaffen zugleich das Fundament für ein gut ausgestattetes und modernes und damit bestes für die Zukunft gerüstetes Gerichtsgebäude“, so Wedel, der danach noch einmal dezidiert die Gründe aufzeigte, die einen Umzug aus dem klassizistischen Bau am Markt an die Soester Straße 51 nötig machten: „Sein Alter merkt man dem zweifellos repräsentativen Bauwerk an, doch es wird den heutigen Anforderungen der Justiz nur noch eingeschränkt gerecht.“ Neben der fehlenden Barrierefreiheit oder der Tatsache, dass die Beschäftigten derzeit auf zwei Gebäude verteilt arbeiten, bestehe allein durch die Zentralisierung der Sicherungsverwahrung in der JVA ein deutliche höherer Bedarf an Vorführzellen – das alte Gebäude verfügt über genau eine. Ein bizarres Beispiel für die Zustände dort zeigte auch Amtsgericht-Direktor Hans-Joachim Berg auf: Oft müssten Häftlinge der JVA vorgeführt werden, doch der Wagen, mit dem sie aus dem Werler Norden zum Gericht gefahren werden, sei zu breit für die Hofeinfahrt. Also halte der Transporter in der Fußgängerzone, und die Angeklagten müssten selbst an den wuseligen Markttagen in Handschellen durch den Haupteingang ins Gericht gebracht werden. „Vor etlichen Jahren waren die Abmessungen von Transportmitteln eben noch deutlich kleiner, eine Problematik, die Ihnen noch aus dem einen oder anderen Parkhaus bekannt sein wird“, stimmte Wedel ein. Umso mehr freue sich der künftige Hausherr Berg mit all seinen Mitarbeitern „wie ein kleines Kind, das ein lang ersehntes Geschenk endlich erhalten hat“. Und auch Bürgermeister Grossmann freut sich darauf, direkt an der Zufahrtsstraße ein „optisch ansprechendes Objekt, das Werl nach außen hin darstellen wird“, als letzten Baustein des Union-Viertels zu erhalten.
Das Besondere ist, dass die Baufirma Heckmann gemeinsam mit dem Münsteraner Architektenbüro JBR-Partner zugleich auch als Vermieter auftritt – es ist überhaupt erst das zweite Mal, dass ein Amtsgericht des Oberlandesgerichtsbezirks Hamm im Rahmen eines privaten Investorenmodells gebaut wird statt mit dem Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW. Die Bauzeit ist auf 18 Monate veranschlagt, die Gesamtmietfläche wird knapp 2000 Quadratmeter betragen. Neben dem Amtsgericht soll der Neubau auch den sozialen Dienst beherbergen.

 

Quelle: Soaster/Werler Anzeiger vom 1.9.2018 | Text und Foto: Klaus Bunte